Forschungsverbund Diktaturerfahrung + TransformationForschungsverbund Diktaturerfahrung + Transformation

Biographische Verarbeitungen und gesellschaftliche Repräsentationen in Ostdeutschland seit den 1970er Jahren

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Kunst zur ›Wende‹-Zeit. Künstlerische Reflexionen des Umbruchs 1989/90 und der DDR-Transformation

Dieses Forschungsprojekt fokussiert sich auf die Zeit um 1989/90 und untersucht ästhetische Repräsentationen der »Wende« sowie der damit verbundenen Transformationsprozesse.
Im Zentrum der Untersuchung steht die Frage, wie die Endphase der DDR, der Umbruch und die ersten Jahre nach der Wiedervereinigung aus der unmittelbaren Erfahrung heraus im Medium der bildenden Künste reflektiert und verarbeitet wurden. Dabei werden Werke von Künstler*innen sowohl aus Ost- und Westdeutschland als auch aus dem Ausland berücksichtigt. Welcher Strategien bedienten sich Künstler*innen mit unterschiedlichen Erfahrungshorizonten, und welche Perspektiven auf die Zeit und aus der Zeit heraus sind festzustellen?
Das Projekt geht von dem Befund aus, dass vor allem im Hinblick auf die Schlüsselereignisse Mauerfall und Tag der Deutschen Einheit eine deutliche Divergenz zwischen medialen und künstlerischen Darstellungen besteht: Während in den Medien Bilder der Euphorie und Jubelstimmung transportiert werden, ist der Blick der Künstler*innen vielmehr von Skepsis und verhaltenem Optimismus geprägt. Auf welche Weise äußert sich diese offensichtlich kritische Reflexion in künstlerischen Werken verschiedener Gattungen? Dieser Frage geht die Untersuchung nach, indem – vor dem Hintergrund der individuellen künstlerischen Handschrift – Themen und Motive, Bildmittel sowie der Einsatz von Materialität analysiert werden.
Neben der Umsetzung des Promotionsvorhabens umfasst das Forschungsprojekt mehrere Künstler*innengespräche im Rahmen von öffentlichen Veranstaltungen sowie die Konzeption und Realisierung eines Ausstellungsprojektes mit begleitendem Katalog.

Seit Frühjahr 2020 hat das Teilprojekt in Kooperation mit dem Archiv für Zeitgeschichte ›Matthias Domaschk‹ an der Entwicklung einer Ausstellung zu den Jenaer Hofvernissagen (1987–1989), die zu den bedeutenden Ereignissen der inoffiziellen Kunstszene in den letzten Jahren der DDR zählen, gearbeitet. Die Ausstellung wurde 2022 in Jena realisiert und von einer Veranstaltungsreihe mit Künstler*innengesprächen sowie einem Katalog begleitet. Die Ausstellung fand überregionale Beachtung und zählte über 1000 Gäste, die die Ausstellung und/oder Begleitveranstaltungen besuchten. Neben lokalen Medien wie jenatv und die OTZ berichteten MDR Kultur, Deutschlandfunk Kultur sowie die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Im Zuge der Vorbereitungen für die Ausstellung wurden Interviews mit Zeitzeug*innen und Künstler*innen geführt, die transkribiert, in Auszügen publiziert sowie im Archiv für Zeitgeschichte archiviert werden. Einige Künstler*innen, die an den Jenaer Hofvernissagen mitgewirkt haben, haben in der Ausstellung je ein Werk aus den späten 1980er Jahren, aus den 1990er Jahren und eine aktuelle Arbeit präsentiert. So wurde die individuelle künstlerische Entwicklung – mit besonderem Augenmerk auf die Transformationszeit – exemplarisch beleuchtet. Die Forschungsergebnisse wurden als kultur- und kunsthistorische Beiträge mit Dokumenten und Abbildungen der Kunstwerke im Katalog zur Ausstellung publiziert.

Anlässlich der Ausstellung Entdeckungsreise ins Unbekannte. Kurt W. Streubel zum 100. hat das Teilprojekt in Kooperation mit der KulTour GmbH Gotha die Publikation Kurt W. Streubel. Spielarten des Abstrakten in der DDR herausgegeben.
Die Ausstellung von Werken des Künstlers Kurt W. Streubel (1921–2002) ist vom 06. Mai 2021 bis zum 26. September 2021 im KunstForum Gotha zu sehen. Der Künstler schuf in der DDR unbeirrt abstrakte und ungegenständliche Kunst. Auch nach der ›Wende‹ wurde er bisher von der kunsthistorischen Forschung kaum berücksichtigt. Mit der Publikation erfolgt erstmals eine kunsthistorische Einordnung des vielfältigen Schaffens des Gothaer Künstlers.
Die Leiterin des Teilprojektes, Prof. Verena Krieger, ist Mitherausgeberin des Katalogs und Co-Autorin des Vorworts. Die Projektbearbeiterin Michaela Mai hat einen Katalogbeitrag verfasst. Katalog: Andrea Karle, Verena Krieger (Hg.), Kurt W. Streubel. Spielarten des Abstrakten in der DDR. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2021. Mit einem Beitrag von Michaela Mai, »Kurt W. Streubels Kunst als ästhetische Forschung. Eine Spurensuche ausgehend von seinem Schlüsselwerk Kosmische Komposition (1949)« (S. 34–48).

Ehemalige Mitarbeiterin

  • Anna Ebert, studentische Assistentin

Aktivitäten

16. September 2023, Votrag, Michaela Mai »Künstlerische Perspektiven auf die Transformationszeit« im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig im Rahmen der Langen Nacht der Fußnoten

Mitherausgeberschaft des Katalogs: Katharina Kempken, Michaela Mai (Hg.), »Die Jenaer Hofvernissagen 1986–1989. Autonome Kunst und Kultur in der späten DDR.« Deutscher Kunstverlag: Berlin/München 2023.
Mit einem Vorwort (S. 8–10) und einem Aufsatz (S. 80–95) von Michaela Mai sowie Werkbetrachtungen (S. 98–148) von Anna Ebert und Michaela Mai.

23. September bis 19. November 2022, Veranstaltungsreihe & Ausstellung, »Autonome Kunst und Kultur in der späten DDR. Die Jenaer Hofvernissagen 1986–1989«
Mit einem Podiumsgespräch mit den Künstler:innen Eva Backofen, Joachim Kuhlmann und Detlef Schweiger, moderiert von Michaela Mai.

Rezension, Michaela Mai, »Anja Tack: Riss im Bild. Kunst und Künstler aus der DDR und die deutsche Vereinigung« (2022)

Lesung von Ingo Schulze aus seinen Erzählband Tasso im Irrenhaus (2021), mit Moderation von Verena Krieger im Rahmen der »Lesarten« Weimar (2021)

10.-12. November 2021, Vortrag, Prof. Dr. Verena Krieger, »Ambivalente Positionen. Die künstlerische Avantgarde in der frühen Sowjetunion«, Tagungssektion »Kunst-Macht-Moderne. Historische Paradigmen« im Rahmen der von der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Halle (Saale) ausgerichteten Tagung »Willi Sitte – eine exemplarische Biografie zwischen Kunst und Macht«

22./23. Oktober 2021, Vortrag, Prof. Dr. Verena Krieger, »Ambivalente Fluchten – Wolfgang Mattheuers Ausbruch (Panik) (1988/89) als bildkünstlerischer Kommentar zur DDR-Transformation«, im Rahmen des 19. Internationalen Symposiums der Stiftung Ettersberg »Transformationserfahrungen: Lebensweltliche Umbrüche in Ostdeutschland nach 1990«

Mitherausgeberschaft des Katalogs: Andrea Karle, Verena Krieger (Hg.), Kurt W. Streubel. Spielarten des Abstrakten in der DDR. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2021. Anlässlich der Ausstellung Entdeckungsreise ins Unbekannte. Kurt W. Streubel zum 100. im KunstForum Gotha (6. Mai bis 26. September 2021)
Mit einem Vorwort von Andrea Karle und Verena Krieger (S. 8–10) und einem Beitrag von Michaela Mai: »Kurt W. Streubels Kunst als ästhetische Forschung. Eine Spurensuche ausgehend von seinem Schlüsselwerk Kosmische Komposition (1949)« (S. 34–48).

Kurzpräsentation des Promotionsprojektes zur Frage nach Phänomenen der Wertsetzung, des moralischen Wandels und der Urteilsbildung im Rahmen der Vollversammlung des Forschungsverbundes DuT (2021)

Präsentation des Promotionsprojektes im verbundübergreifenden Kolloquium der Partnerverbünde »DuT«, »Erbe 89«, »Medienerbe DDR«, »Landschaften der Verfolgung« (2020/21)

Beitrag von Michaela Mai zum Online-Workshop »Quellen des Unmuts« von Dr. Franka Maubach und Dr. Carsta Langer (2020)

Präsentation des Promotionsprojektes im Kolloquium des Forschungsverbundes Diktaturerfahrung und Transformation (2019)

Workshop im Rahmen des ersten »Forums« des Verbundprojektes: Gespräch mit dem Weimarer Künstler Walter Sachs über seinen Grafikzyklus Zum Lauf der Geschichte (1990/2000), ein Zeit-Zeugnis der bildkünstlerischen Auseinandersetzung mit der ›Wende‹ und ihren Auswirkungen, moderiert von Michaela Mai (2019)