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Biographische Verarbeitungen und gesellschaftliche Repräsentationen in Ostdeutschland seit den 1970er Jahren

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Die vergessene DDR-Literatur. Der ›Zirkel schreibender Arbeiter‹ als Schreibraum und Erinnerungsgemeinschaft

Literatur des ›Zirkels schreibender Arbeiter‹ des VEB Carl Zeiss Jena
Literatur des ›Zirkels schreibender Arbeiter‹ des VEB Carl Zeiss Jena

Das Teilprojekt untersucht den Umgang mit und die Vermittlung von DDR-Geschichte am Beispiel des ›Zirkels schreibender Arbeiter‹ des VEB Carl Zeiss Jena. Die ›Zirkel schreibender Arbeiter‹ gehörten zu den massenkulturellen Initiativen des SED-Staates, die heute weitgehend vergessen sind, aber eine nicht zu unterschätzende und bislang wenig erforschte Breitenwirkung hatten. Und das gilt nicht nur für die Hochphase um 1960. Noch in den 1980er Jahren existierten landesweit schätzungsweise 200 bis 250 Zirkel und einige überdauerten selbst die Wende 1989/90. In Jena kam es nach dem Ende der DDR sogar zu einer Neugründung. Daraus ergibt sich die Frage, welche Funktion und Bedeutung diese Laienschreibbewegung hatte. Für die SED waren die ›Zirkel schreibender Arbeiter‹ ein politisch-erzieherisches Instrument; für viele Mitglieder waren sie aber wohl eher ein Forum zur Erprobung eigener Ausdrucksmöglichkeiten.

Vor diesem Hintergrund verfolgt das Projekt drei Zielsetzungen. Erstens geht es um eine fallstudienartige Erforschung der literarischen Praktiken des ›Zirkels schreibender Arbeiter‹ des VEB Carl Zeiss Jena, die Aufschlüsse über das Literaturverständnis der Akteure, über das Verhältnis von Lenkung und Autonomie in diesen Schreibräumen und die Veränderungen dieses Verhältnisses in der späten DDR ermöglicht. Zweitens soll durch Zeitzeugenbefragungen die retrospektive Einschätzung dieser Zirkel durch die an ihnen Beteiligten erforscht werden, woraus sich Rückschlüsse auf Kontinuität und Wandel literarisch-kultureller Urteilsbildung nach 1989 ziehen lassen. Drittens sollen Modelle des Transfers der Forschungsergebnisse und der Erinnerungen entwickelt werden.

Ehemalige Mitarbeiterin

  • Katharina Davideit, studentische Assistentin

Aktivitäten

25.04.2024, Annika Jahns: Lesung und Zeitzeugengespräch: »Schreibende Arbeiter – Texte und Erinnerungen aus Jena« in Bitterfeld.

März 2024, Publikation, Rebecca Franke und Annika Jahns, »Deine Endstation suchst Du allein aus.« Literaturförderung und Lyrik-Anthologien im DDR-Bezirk Gera, in: Ajouri, Philip; Blank, Juliane; King, Martina; Specht, Benjamin (Hg.): KulturPoetik, Bd. 24, 2024, H. 1, S. 127–152.

09.03.2024, Annika Jahns und Rebecca Franke beteiligen sich mit einem von ihnen kuratierten Regal im Bereich IV. Klubhaus an der Ausstellung VEB Museum. Das Deutsche Hygiene-Museum in der DDR im Deutschen-Hygiene-Museum.

07.03.2024, Annika Jahns und Johannes Schmitz, Workshop, Ein Stück DDR-Geschichte haben wir miterlebt, doch wir wissen nichts davon« — Chancen literarischer Zugänge auf die DDR und Transformationszeit, im Rahmen des Fachtags Geschichte Aus der Geschichte lernen – für die Gegenwart der Friedrich-Schiller-Universiät Jena.

25.01.2024, Annika Jahns, »Ist der Preis für unsere Komfortwohnung die Einsamkeit?« – Wohnen im ‚Haus des Sozialismus› im Spiegel von Texten des Zirkels Schreibender Arbeiter des VEB Carl Zeiss Jena, Votrag im Rahmen der Inernationalen Tagung des Forschugszentrums Kulturen in Kontakt.

01.06.2023, Annika Jahns und Rebecca Franke, Vortrag, Schreiben unter staatlicher Aufsicht? Das Zentrum Junger Autoren / Bezirksliteraturzentrum Gera (1972–1990) im Rahmen der Tagung Interessen, Konflikte, Freiräume. Kultur- und Forschungsinstitutionen zur DDR-Zeit.

14.04.2023, Annika Jahns, Vortrag, Sprache der Transformation und Transformation von Sprache? Erkundungen in Texten des Zirkels schreibender Arbeiter des VEB Carl Zeiss Jena, im Rahmen der Promovierendentagung Transformation(en). Zwischen Dauerzustand, gesellschaftlichem Wandel und Zeitenwenden? der Hans-Böckler-Stiftung.

29. März 2023, Annika Jahns, Schreiben unterstaatlicher Aufsicht? Das Zentrum Junger Autoren / Bezirksliteraturzentrum Gera (1972–1990), Vortrag im Rahmen des Workshops »Lyrik und Jugend in der DDR«

Publikation, Annika Jahns, Rebecca Franke & Johannes Schmitz, Tagungsbericht: Nachwuchswissenschaftler:innenkonferenz der DDR-Forschung, In: H-Soz-Kult, 14.12.2022, www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-131919.

14. Juli 2022, Projektpräsentation von Annika Jahns im Rahmen der Nachwuchswissenschaftler:innen-Konferenz der DDR-Forschung

07, Juli 2022, Workshop, Annika Jahns & Johannes Schmitz, »Literarische Texte als Möglichkeit für historische Verstehensprozesse. Das Thema Wohnen im ›Zirkel Schreibender Arbeiter‹ des VEB Carl Zeiss Jena«

06. Juli 2022, Vortrag, Annika Jahns, »Die Schreibenden Arbeiter der DDR auf einem »bitteren Feldweg«? Tradierte Narrative, Positionskämpfe, Desiderate.« im Rahmen des Workshop »DDR-Literatur. Leben und Nachleben offener Transformationsprozesse«

05. – 06. April 2022, Workshop, Annika Jahns & Gregor Streim, »Zwischen künstlerischem Selbstausdruck und gesellschaftlichem Auftrag. Praxis und Bedeutung der Laienkunst in der DDR«

08. April 2020, Einblick, Annika Jahns, »›Irgendwann schreibe ich tausendundeinen Roman‹ – Der Zirkel Schreibender Arbeiter des VEB Carl Zeiss Jena«